Dr. Silke Bechlars
Macro- und Micro-Editing beim Medical Writing
»Am Ende braucht man einfach Biss«, dieser Satz lässt sich nicht nur auf den Marathon anwenden, sondern auch auf die Erstellung eines Manuskripts. Doch worauf muss man beim letzten Schliff achten?
Sie sitzen nun glücklich vor der Rohfassung Ihres Manuskripts und meinen, fast fertig zu sein. Diesem Fehlglaube unterliegt man meistens bei der Erstellung des allerersten Manuskripts. Doch beim Überarbeiten bzw. Editieren fallen einem dann die richtig großen Schnitzer auf: unlogische Gedankengänge oder springende Übergänge, die den Leser im Textfluss »aus der Kurve fliegen lassen«. Das Finalisierens eines Manuskriptes ist oft zeitaufwändig und wird häufig unterschätzt. Viele Autoren sind nach Fertigstellung der Rohfassung zu schnell zufrieden und sehen das Editieren als vermeintlich überflüssigen Schritt an. Dabei sollte man ihn als wichtigen Teil des Schreibprozesses akzeptieren – die finale Version in einem Schritt ist nämlich eigentlich nicht zu schaffen.
Alles im Blick zu haben, ist nur eine Frage der Distanz
Was wird einem beim Editieren abverlangt? Die Fähigkeit, einen neuen und distanzierten Blick auf den eigenen Text zu gewinnen. Das kann eine äußerst schwierige Angelegenheit sein, wenn man sich zuvor wochenlang darin vergraben hat. Doch dieser neue Blick ist notwendig, um den Text einer objektiven und sorgfältigen Analyse zu unterziehen und die eigenen Aussagen und Schlussfolgerungen kritisch zu hinterfragen. Doch bevor man mit dem Editieren beginnt, sollte man den Text von Anfang bis Ende in Ruhe durchlesen und sich dazu zwingen, sich nicht mit kleineren Fehlerkorrekturen aufzuhalten. Nur so gewinnt man einen Blick fürs Ganze. Was dann folgt, ist das sogenannte Macro-Editing – die gröberen Korrekturen –, gefolgt vom Micro-Editing – die Korrektur der Feinheiten.
Macro-Editing – warum um Himmels Willen habe ich diesen Text eigentlich geschrieben?
»Besitzt mein Text eine klare Struktur und ist der Aufbau logisch?« und »Ist das Gesamtkonzept in sich stimmig und ergibt der Inhalt eine runde Geschichte?« – dies sind die typischen Fragen, die man sich beim Macro-Editing stellt. Dabei ist es völlig normal, Textpassagen neu zu schreiben, umzustrukturieren oder zu verschieben. Man arbeitet sich von einer »Baustelle« zur nächsten. Angefangen beim Titel und Abstract, die prägnant und präzise formuliert sein müssen, damit der Leser überhaupt Lust bekommt, den eigentlichen Text zu lesen. Je nach Art des Manuskripts sollten die Rationale, die Absicht oder Hypothese klar herausstechen und während des gesamten Lesevorgangs im Hinterkopf des Lesers ohne Mühe hängen bleiben. Kommen wir nun zum Textfluss und dem logischen Aufbau: Absätze sind hier das A und O – niemand schafft es wie ein Bulldozer durch den Text zu fahren und die gesamte Information aufzunehmen. Stattdessen brauchen wir kleinere »Häppchen« in Form von Absätzen, um die aufgenommene Information kurz zu verdauen. Hierbei ist es wichtig, dass die Absätze im Sinne von Informationseinheiten richtig gewählt sind und der Leser bei den Übergängen nicht ins Stolpern gerät. Hilfreich ist der sogenannte »Topic Sentence« am Anfang eines jeden Absatzes: er nennt das Thema des Absatzes möglichst kurz und prägnant und leitet ihn somit ein.
Weitere kritische Fragen, mit denen man sich beim Macro-Editing quälen muss, sind z.B.: »Habe ich meinen thematischen Schwerpunkt richtig gewählt? Oder ist ein bisheriger Nebenschauplatz doch besser als Hauptbühne geeignet, um das Thema richtig aufzuziehen?«, »Passen die Referenzen?«, »Habe ich Satzstruktur, Wiederholungen von Informationen, Sprachstil und Wortwahl kritisch überprüft?«. Ebenfalls nicht ganz unwichtig: »Sind die Daten überhaupt korrekt wiedergegeben?« und »Harmoniert mein Text mit den Tabellen und Abbildungen?«. Nachdem man nun hinter jede größere »Baustelle« ein Häkchen setzen konnte, landet man am Ende des Macro-Editings bei der Schlussfolgerung. Hier ist nochmals volle Konzentration gefragt für eine logische und knappe Zusammenfassung des Inhalts, die man dem Leser mit auf den Weg geben möchte.
Micro-Editing – ein Eldorado für Pingelige
Beim Micro-Editing widmet man sich den eher technischen Aspekten eines Textes. Zugegeben: Für diesen letzten Feinschliff braucht man wirklich Überwindung, denn meistens kann man sein Manuskript zu diesem Zeitpunkt einfach nicht mehr sehen. Doch dieser Schritt ist mindestens genauso wichtig wie das Macro-Editing. Zum Micro-Editing gehört es, auf Grammatik, Syntax, Rechtschreibung und Zeichensetzung zu achten. Weitere Fragen sind: »Werden Abkürzungen, Akronyme und Symbole konsistent verwendet?«, »Ist die Hierarchie der Überschriften korrekt?«, »Tauchen alle Referenzen des Texts im Literaturverzeichnis auf und umgekehrt?«, »Enthalten alle Tabellen und Abbildungen Titel, Legende und Achsenbeschriftungen und sind diese einheitlich?«, »Sind die Bildbeschriftungen sinnvoll gewählt, um den Lesern eine Botschaft zu vermitteln?« und »Werden z.B. Arzneimittel-Namen und die medizinische Terminologie korrekt und konsistent verwendet?«. Sie merken schon, »korrekt« und »konsistent«, das sind die Schlagworte des Micro-Editings – für viele Autoren nervig, aber unverzichtbar! Hat man diesen Schritt geschafft, kann man sich gemütlich zurücklehnen und mit dem Korrekturlesen und der Suche nach Tippfehlern beginnen – eine echte Belohnung.
Fazit
Der Prozess der Textüberarbeitung mag auf den ersten Blick nervig und überflüssig erscheinen. Fakt ist: Makro-Editing bietet eine echte Chance, die Qualität des Textes enorm zu verbessern und ist daher immer lohnenswert. Der Blick für das Wesentliche wird hierbei geschärft, so dass überflüssige Passagen, die den Inhalt vernebeln, entfernt werden können. Micro-Editing ist nur der logische Folgeschritt, um ein wirklich gutes und korrektes Manuskript abzuliefern, das den Leser überzeugt. Wenn Ihnen das alles zu viel ist: Die Medical Writer von co.medical stehen Ihnen gerne zur Verfügung, Ihren Text zu editieren, um ein perfektes Ergebnis zu erreichen.